Die Gerechten by Sam Bourne

Die Gerechten by Sam Bourne

Autor:Sam Bourne
Die sprache: deu
Format: mobi
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2014-01-16T23:00:00+00:00


29

SAMSTAG, 22.26 UHR, MANHATTAN

»Jay.«

»Jay, Gott sei Dank, dass ich dich erreiche.« Newell gehörte zu Wills Freundeskreis an der Columbia University, und er hatte die ungewöhnlichste Laufbahn von allen eingeschlagen: Er war zum New York Police Department gegangen und hatte dort eine kometenhafte Karriere gemacht. Über all die alten Doughnut-Mampfer hinweg war er auf dem besten Wege, Polizeichef in einer Großstadt zu werden, ehe er vierzig wäre. Die Cops der alten Garde betrachteten ihn mit der gleichen Abneigung, die Will von den Zeitungsveteranen entgegengebracht wurde. »Will hier. Ja, mir geht’s gut. Na ja, ich bin in einer gewissen Klemme, aber das kann ich jetzt nicht erklären. Du musst mir einen riesengroßen Gefallen tun.«

»Okay.« Das Wort klang gedehnt, als warte Jay darauf, zu erfahren, was für eine Art Gefallen sein Reporterfreund da im Sinn hatte.

»Jay, du musst was für mich überprüfen. Ich hatte diese Woche einen Artikel in der Zeitung –«

»Über diese Zuhältertype? Hab’s gelesen. Seite eins – gratuliere, Superman.«

»Ja. Danke. Hör zu, ich hab da nie einen Blick in den Obduktionsbericht geworfen. Hast du Zugang dazu?«

»Wir haben Wochenende, Will. Ich bin gerade irgendwie … weißt du …« Will sah auf die Uhr; es war später Samstagabend. Jay war Single und hatte eine Menge Freundinnen. Vermutlich hatte er in einem spektakulär unpassenden Augenblick angerufen.

»Ich weiß. Aber du bist doch sicher befugt, dir anzusehen, was du willst und wann du willst.« Der alte Schmeicheltrick – Jay würde niemals zugeben, dass er diese Befugnis zufällig nicht hatte.

»Was willst du wissen?«

»Ich will wissen, ob es irgendwelche ungewöhnlichen Wundmale am Leichnam des Ermordeten gab.«

»Ich dachte, die hätten eine Million Mal auf ihn eingestochen.«

»Haben sie auch, aber er war immer noch an einem Stück. Ich muss wissen, ob er so was wie einen Nadeleinstich am Körper hatte.«

»Ein schmieriger Zuhälter aus Brownsville? Soll das ein Witz sein? Die Typen knallen sich die Drogen in solchen Mengen in die Venen, dass er wahrscheinlich aussah wie ein Nadelkissen.«

»Das glaub ich nicht. Keiner von den Leuten, mit denen ich gesprochen hab, hat irgendwas über Drogen gesagt.«

»Okay, mein Freund. Wie du meinst. Soll ich dich unter dieser Nummer zurückrufen?«

»Ja. Und ich brauch’s wirklich schnell. Danke, Jay. Ich bin dir was schuldig.«

Plötzlich hörte er Stimmen und ein kurzes Auflachen. Es klang, als komme eine Gruppe von Männern in seine Richtung. Dann, lauter als die andern, Townsend McDougals Stimme. Er redete gänzlich im Zeitungsjargon.

»Können wir das vierundzwanzig Stunden zurückhalten? Haben wir es exklusiv?«

Will hatte keine Ahnung, warum sie Kurs auf diesen trostlosen Teil der Landschaft im dritten Stock nahmen; sie hatten auf ihrer Seite keinen Mangel an Besprechungszimmern. O Gott – vielleicht suchte Townsend ihn! Vielleicht kam er mit einem ganzen Trupp von leitenden Angestellten, um ihn ins Verhör zu nehmen.

Das durfte er nicht riskieren, nicht jetzt. Blitzschnell, und ohne sich die Zeit zu nehmen, genau hinzusehen, schob Will alles Wichtige – Handy, Notizbücher, seinen Stift, den Blackberry – vom Schreibtisch in seine Tasche, drehte sich um und ergriff die Flucht. Der einzige Vorteil dieser abgelegenen Ecke der Redaktion, erkannte er, bestand in ihrer Nähe zur Hintertreppe.



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